Über das Aufstehen machen sich die meisten Menschen kaum Gedanken. Sie stehen einfach auf, Tag für Tag dutzende machmal hunderte von Malen.
Dabei ist das, was unser Kreislauf zu leisten hat beeindruckend. 85% des Blutes befindet sich immer in den Venen. Beim Aufstehen kommt innerhalb von Sekunden nochmals 10% oder ein halber Liter hinzu. Er "versackt" in den Venen der Beine und des Bauchraumes. Würde hier nicht gegengesteuert, würde der Blutdruck sofort um 50 mmHg absinken. Statt 120 mmHg systolisch (der obere Wert) nur noch 70 mmHg. Das reicht für die Hirndurchblutung nicht mehr aus.
Also sind Gegenmaßnahmen dringend nötig. Wenn die Druckrezeptoren oder auch Bartrezeptoren in der Halsschlagader oder der Karotis einen Druckabfall melden, wird dreifach gegengeregelt:
- Herzfrequenz und die Auswurfleistung des Herzens nehmen zu.
- Die Venen ziehen sich zusammen und sorgen für einen vermehrte Rückstrom von Blut zum rechten Herzen
- Arterien ziehen sich zusammen, damit das Herz gegen mehr Widerstand arbeitet. Der Druck steigt somit an.
Diese Regelarbeit wird als Orthostase-Reaktion (Orthostase = Aufrecht stehen) bezeichnet und ist im Alltag einer der Leistungen die das Herz-Kreislaufregulation am häufigsten fordert und durch den häufigen Wechsel von Aufstehen/Sitzen/Liegen auch beständig trainiert.
Das ganze verläuft beim Gesunden innerhalb von Sekunden vollautomatisch. Besonders sportlich Aktive verwenden darauf keinerlei Gedanken. Doch wer einige Tage im Bett gelegen hat und dann plötzlich aufsteht, der spürt bereits eine gewisse „Dekonditionierung“. Der Kreislauf muss sich erst wieder anpassen.
Ebenso haben viele Medikamente/Drogen einen Einfluss auf den Kreislauf. Wer zu tief ins Glas geschaut hat dem wird beim Aufstehen aus der weinseligen Runde leicht schwindlig: die Kreislaufregulation ist bereits durch den Alkohol beeinträchtigt.
Bei einer großen Anzahl von Menschen ist die Regulation des Kreislauf häufig oder dauerhaft gestört und bei einigen liegt ein echtes Leiden vor, das die Lebensqualität stark beeinträchtigen kann. Manchen Patienten werden nur leicht schwindlig oder bekommen ein wenig Herzklopfen, dann ist alles wieder vorbei. Aber es kann auch sein, dass es schwerwiegenden Symptomen kommt: Sehstörungen, Schwitzen, Atemnot, Herzrasen und Angst bis hin zum Schwarz-werden vor der Augen und Bewusstlosigkeit, die Betroffenen stürzen hin.