Schwäche zwischen den Mahlzeiten
Heißhungerattacken und Schwächegefühle
Manche Menschen haben sehr typische Beschwerden:
Meist ein oder zwei Stunden nach dem Essen kommt das Verlangen nach etwas Süßem, und zwar plötzlich und mit Macht. Dieser Zustand ist schwer zu kontrollieren und darf nicht mit Hunger oder ganz allgemein mit Lust auf Süßes verwechselt werden.
Im Folgenden geht es vor allem um die Beschwerden, bei denen sich kein organischer Befund findet.
Symptome
Die Symptome einer Unterzuckerung hängen vom Blutzuckerspiegel ab. Je niedriger dieser ist, desto erheblicher ist die Symptomatik.
Zwischen 70 und 100 mg/100 ml haben Gesunde keine Beschwerden. Junge, schlanke Frauen können auch einmal Werte um 55 haben.
Es darf nicht übersehen werden, dass die individuelle Schwelle recht unterschiedlich ist. Der Grenzwert von 50 mg/dl stimmt nur bedingt. Manche Menschen reagieren sehr spät auf den erniedrigten Glukosespiegel, andere deutlich früher.
- Heißhunger
- Müdigkeit
- Schwindel
- Kopfschmerzen
- Seh- und Sprechstörungen
- Konzentrationsstörungen
- Verwirrtheit bis hin zum Bewusstseinsverlust
- Schwitzen
- Herzklopfen
- Zittern
- Schwindel
- Angst
- Hyperventilation (zu schnelles Atmen - meist verbunden mit großer Angst, Kloßgefühl im Hals, Kribbeln in Händen und Füßen )
Hunger oder Heißhunger?
Die Symptome haben nichts mit Hunger oder mit Lust auf etwas Süßes zu tun.
- Hunger meldet sich langsam, er kann aufgeschoben werden und geht nicht mit Schwäche oder Konzentrationsstörungen einher. Normaler Hunger kann– wenn auch nicht gerne – Stunden warten.
- Lust nach Süßem oder Deftigem äußert sich durch ein starkes Verlangen, jedoch nicht mit Schwäche, Zittern oder Schweißausbrüchen.
Gegenregulation
Sinkt der Glukose- (Zucker-) Spiegel im Blut, setzt der Körper zahlreiche Hormone frei, die diese Störung beheben sollen:
- Glukagon
- Adrenalin
- Kortison
- Wachstumshormon
Adrenalin und Kortison sind die beiden typischen Stresshormone. Entsprechend sieht die Reaktion aus:
- Schwitzen
- Herzklopfen
- Zittern
- Schwindel
- Angst
- Hyperventilation (zu schnelles Atmen)
Diagnose
Vorsicht Selbstversuche
Da Sie am Anfang nicht wissen, welche Art der Störung vorhanden ist, sollte wegen der möglichen Nebenwirkungen bei allen Untersuchungen ein Arzt in Bereitschaft sein.
Fastentest
Durch ein 72-stündiges Fasten können zahlreiche der aufgeführten Ursachen ausgeschlossen werden.
Innerhalb dieser Zeit werden regelmäßig Blutzucker, Insulin und C-Peptid und andere Hormone bestimmt. Diese Untersuchung sollte im Krankenhaus durchgeführt werden.
Fasten ist aber zweifellos nicht jedermanns Sache...
Glukosebelastung
Einfacher ist die Untersuchung mittels einer oralen Glukosebelastung ("mit dem Mund aufgenommene Zuckerbelastung").
Eine "Testmahlzeit" von 75 g Glukose wird morgens früh auf nüchternen Magen zu sich genommen. An den Tagen zuvor sollten normal viele Kohlenhydrate gegessen worden sein (z.B. Kartoffeln, Reis, Nudeln, Brot).
Als Alternative kann auch ein süßes Frühstück gegeben werden, also z.B. Toast mit reichlich Marmelade.
Nach der Gabe der Glukose bzw. der Testmahlzeit wird in engmaschigen Abständen der Blutzuckerspiegel kontrolliert. Dabei kann festgestellt werden, ob dieser zu stark absinkt.
Manchmal fällt der Blutzucker nicht innerhalb von 2 Stunden, sondern erst deutlich später ab. Durch eine Verlängerung der Untersuchung auf bis zu 6 Stunden kann diese verzögerte Reaktion nachgewiesen werden. Üblich ist die Bestimmung über 2 bis 4 Stunden.
Krankhaft ist ein Abfall des Blutzuckers unter 50 mg/100 ml verbunden mit einer entsprechenden Symptomatik.
(Bei einem Glukosebelastungstest wird normalerweise bestimmt, ob der Blutzucker zu stark ansteigt. Eine solche Untersuchung würde man durchführen, um eine mögliche Zuckerkrankheit auszuschließen. Wenn der Blutzucker nach 2 Std. über 140 oder gar 200 mg/100 ml wäre, dann wäre das ein Hinweis auf einen Diabetes.)
Ursachen
Viele Ursachen
Die Liste der möglichen Ursachen ist lang
- Alkohol: dieser erniedrigt den Blutzucker, da er die Ausschüttung von Insulin fördert. Aus diesem Grund nimmt man auch gerne einen Aperitif vor dem Essen. Durch die Absenkung des Blutzuckers wird der Appetit gesteigert.
- Verschiedene Medikamente
- Angeborene Enzymdefekte
- Hormonmangel
- Unterernährung
- Lebererkrankungen
- Chronische Nierenerkrankungen
- Magenentleerungsstörungen (Dumping-Syndrom) z.B. nach Magen- oder Darmoperationen
- Überdosierungen von Insulin oder Zuckertabletten
- Insulinproduzierende Tumoren (sehr selten)
- Vermehrtes Ansprechen des Körpers auf Insulin
- Vermindertes Ansprechen des Körpers auf Glukagon
- Nach einer kohlenhydratreichen Mahlzeit (postprandiale Hypoglykämie)
Dumping
Ebenso können Heißhunger und Schwäche im Anschluss an eine Magen-Operation auftauchen. Nach solch einer Operation kommt plötzlich zu viel Nahrung zu schnell in den Darm. Dies zeigt sich durch Rumpeln, Blähungen, Darmgeräusche oder Darmkrämpfe.
Hypoglyämie und Atmen -Postprandiale Hypoglyämie
In der letzten Zeit rückt die Atmung in das Zentrum unseres Interesses. Bei einer - meist unbewussten - Hyperventilation verengen sich die Hirngefäße, sodass dem Gehirn möglicherweise ein Mangelzustand suggeriert wird, der im restlichen Körper nicht existiert.
Die dadurch getriggerte Angst kann dann zu einem Teufelskreis führen, da Angst die Atmung noch weiter beschleunigt und so die Hirndurchblutung weiter reduziert wird.
Dieser Mechanismus könnte erklären, dass die gemessenen Blutzuckerwerte relativ unauffällig, die Beschwerden (insbesondere Schwindel, Herzklopfen, Benommenheit, Wattegefühle, Engegefühle, Panik) jedoch ausgeprägt sind. Diese werden oft durch anhaltenden Stress begünstigt.
Diese Symptomatik wird auch als adrenerges postprandiales Syndrom – APS - oder als postprandiale reaktive Hypoglykämie bezeichnet.
Therapie
Je nach Ursache
Wenn organische Ursachen für die Beschwerden vorhanden sind, müssen diese natürlich gezielt behandelt werden. Doch nicht selten findet sich für die Symptomatik keinerlei körperlicher Befund. Dann wird vermutlich ein funktionelles Geschehen ursächlich sein.
Hier empfiehlt sich dann eher ein Trainingsansatz.
Grundsätzlich einfach
Die Therapie ist eigentlich einfach: Training der Blutzuckerregulation.
So wie Kreislaufbeschwerden nicht durch Schonung oder Kreislauftropfen trainiert werden, so führt die ständige Zufuhr von Zucker nicht zur Besserung der Symptomatik.
Nur zwei Dinge sind zu beachten:
- Vermeidung von schneller Freisetzung von Insulin, d.h. nichts Süßes und ggf. auch kein Alkohol
- Systematisches Training der körpereigenen Gegenregulation
Am Anfang steht selbstverständlich die Diagnostik. Nur wenn geklärt ist, dass es sich um eine vegetative Fehlsteuerung handelt, kann das entsprechende Trainingsprogramm starten.
Zu Beginn empfiehlt es sich, Zucker weitgehend oder vollständig zu meiden. Das hört sich leicht an, ist es jedoch oft keineswegs.
Zucker kann süchtig machen! Nicht viel anders als Alkohol oder Zigaretten. Das Gute bei der Zuckersucht: Sie geht schnell vorbei! Nach wenigen Wochen ist die Lust auf ein süßes Frühstück kaum mehr vorhanden.
Statt also ein Frühstück mit Toast und Marmelade zu essen, empfiehlt sich Vollkornbrot mit Käse oder Vollkornmüsli. Ähnliches gilt für die weiteren Mahlzeiten des Tages.
Weißmehl sollte durch Vollkornprodukte ersetzt werden. Je niedriger der glykämische Index ist, desto besser. Der glykämische Index sagt aus, wie schnell ein Lebensmittel ins Blut geht. Definitionsgemäß hat Traubenzucker den Wert 100.